1994 - 2019

 

25 Jahre Mecklenburger Bergsteigerclub (MBC) e.V.

 Dr. Günter Hanke Ehrenvorsitzender des MBC

 

Am 9. Februar 1994 wurde der Mecklenburger Bergsteigerclub in Schwerin gegründet. Dieser Beitrag soll einen persönlichen Rückblick auf die Vorgeschichte der Gründung und der Geschichte des MBC liefern.

 

Die Vorgeschichte unserer Sektion beginnt in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Bergkameraden, wie Michael Hensel, Fred Lamparski, Gerd Wolf, Andre Dahl, Angelika und Gerald Rösner, Tine und Joachim Bülow und ich, begegneten sich im "Deutschen Verband Wandern Bergsteigen Orientierungslauf" (DWBO). Diese Sektion war als Betriebssportgemeinschaft der damaligen Deutschen Reichsbahn zugeordnet. Diese Zuordnung hatte unter anderem den Vorteil, dass wir kostenlos in die Klettergebiete der DDR fahren konnten. Bevorzugtes Klettergebiet war das Elbsandsteingebirge, aber auch der Harz, der Oybin und Thüringen wurden "heimgesucht". Hochgebirgstouren wurden in die Hohe Tatra, in das Fagarasgebirge (Rumänien), in die bulgarischen Gebirge Rila und Pirin unternommen. Mit Hilfe der Partnerschaftsbeziehung Schwerin - Tallin konnten wir eine Expedition mit estnischen Alpinisten in den Zentralkaukasus durchführen, die Wüste Gobi durchwandern und im Jahr 1990 beteiligten wir uns an einer Hochgebirgswanderung durch das Fangebirge, dass zum westlichen Pamir gehört. Immerhin erreichten wir eine Höhe von knapp 5000 m. Der geplante Gipfelsieg über den Pik Energia (5120 m) blieb uns leider versagt.

 

Einige Worte sollen zur damaligen, uns zur Verfügung stehenden, Ausrüstung gesagt werden. Vollseile gab es nicht. Es wurde mit zwei Halbseilen geklettert. Am Anfang wurde im Dülfersitz abgeseilt. Später wurden in Lauchhammer Abseilachten aus Aluminium gegossen, die in der Röntgenabteilung der damaligen Bezirkspoliklinik Schwerin auf Materialfehler untersucht wurden. Manche kletterten mit Hausschuhen (wegen der vermeintlich besseren Reibung) oder auch barfuß. Auch Sitzgurte wurden in Eigenproduktion hergestellt, die auch manchmal Probleme machten. Ich erinnere mich an einen Vorfall am Falkenstein in der Sächsischen Schweiz: Ein Bergfreund wollte sich abseilen und hängte sich mit so einem Sitzgurt in das Seil ein. Es ertönte ein gewaltiger Schrei an der Wand, ein "edles Teil" des Abseilenden war sehr in Bedrängnis geraten.

 

Mitte des Jahres 1990 nahmen Bergkameraden aus der Hamburger DAV-Sektion Kontakt mit uns auf. Hier waren es besonders Dr. Wilfried Haaks und Peter Schlüter, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen. Wir hatten in diesem Jahr zwei Möglichkeiten: Schließen wir uns den Deutschen Wanderfreunden an oder werden wir Mitglied im Deutschen Alpenverein. Wir Kletterer entschieden uns für die letztere Variante und wurden Mitglieder der Sektion Sächsischer Bergsteigerbund. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Entfernung nach Dresden zu dieser Sektion für eine enge Zusammenarbeit hinderlich war und das auch unsere Probleme im Flachland zum Teil andere waren.

 

Folglich kam es am 9. Februar 1994 zur Gründung des Mecklenburger Bergsteigerclubs e.V., ansässig in Schwerin. Zum ersten Vorsitzenden wurde Gerald Rösner gewählt.

Der Club hatte zunächst ca. 30 Mitglieder. Diese nutzten die jetzt vorhandenen Kletter- und Wandermöglichkeiten in Deutschland ( Westharz, Wesergebirge, Pfalz, Frankenjura, Deutsche Alpen ). Anspruchsvolle Touren, wie die Durchsteigung der Watzmann Ostwand oder die Begehung des Jubiläumsgrates zwischen Zugspitze und Alpspitze wurden durchgeführt. Geklettert und gewandert wurde in Schweden, auf der Insel Bornholm, in Griechenland, in Südfrankreich und natürlich im gesamten Alpenraum.

Im Mai 1998 verunglückte der Gründungsvorsitzende des MBC, Gerald Rösner, bei dem Abstieg vom 8201 m hohen Cho Oyu tödlich. Es musste dringend ein Vorstandsmitglied die noch junge Sektion weiter führen. Dankenswerter Weise stellte sich Joachim Bülow dafür zur Verfügung.

 

Im September 1998 wurde ich zum 1. Vorsitzenden des MBC gewählt. Diese Funktion führte ich bis 2010 aus.

1998 wurde das Fitnesszentrum Belasso in Schwerin, dass eine Kletterwand hat, eröffnet.

Dank der Bemühungen von Frank Blohm und Fred Lamparski konnte zwischen dem MBC und dem Belasso eine Übereinkunft über die Nutzung der Kletterwand erreicht werden. Diese Übereinkunft gab der weiteren Entwicklung des MBC qualitativ und quantitativ einen enormen Aufschwung. Die Klettergruppe um Frank Blohm konnte vor allem Kinder und Jugendliche für den Klettersport begeistern. Regelmäßig wurde und wird an der Wand trainiert, es wurden und werden Kletterwettkämpfe veranstaltet. Diese, bis heute andauernde Kinder- und Jugendarbeit, ist die solide Basis des MBC.

2003 und 2007 beschlossen die jeweiligen Mitgliederversammlungen das Radwandern und das Wasserwandern in die Satzung aufzunehmen. Paddeltouren auf heimischen Gewässern, den Lofoten und in Finnland wurden durchgeführt. Radtouren in unserer schönen mecklenburgischen Heimat wurden und werden veranstaltet. Eine Gruppe fuhr sogar mit dem Fahrrad von Parchim zum Nordkap.

Der Deutsche Alpenverein, damit auch der MBC, ist dem Schutz der Natur verpflichtet. Seit Jahren pflegt der MBC eine Wiese mit seltenen Pflanzen auf der Insel Ziegelwerder im Schweriner See. Lajos Bihari organisiert mit hoher Einsatzbereitschaft diese Einsätze.

2010 wurde Angelika Rösner zur 1. Vorsitzenden des MBC gewählt. Sie setzte den kollektiven Führungsstil im Vorstand, der sich im Verlauf der Jahre herausgebildet hatte, fort. Jedes Vorstandsmitglied hat seine spezielle Aufgabe eigenverantwortlich zu erfüllen.

Seit 2014 ist Andreas Stumpf 1. Vorsitzender des MBC.

In den letzten Jahren ist in Bezug auf die Ausbildung von Übungsleitern viel erreicht worden. Auch das Training der lebensnotwendigen Sicherheit wurde intensiviert. Im Jahr 2017 konnte die neue Outdoor-Kletteranlage in Schwerin in Betrieb genommen werden. Möglich war dies nur, weil viele Clubmitglieder durch ehrenamtliche Arbeit und Geldspenden das Vorhaben unterstützt haben.

In diesem Jahr halten wir den 21. Jahrgang unseres Mitteilungsblattes in den Händen. Von bescheidenen Anfängen hat sich das Mitteilungsblatt unter der professionellen Gestaltung durch Julia Stumpf zu einem ansehnlichen Heft entwickelt.

Eine lange Tradition haben auch die Sylvesterfeiern, die alle zwei Jahre stattfinden. Solange noch die Jugendherberge in Beckerwitz existierte, konnten wir zu Sylvester am Strand wandern, bei Lagerfeuer und Glühwein die letzte einsetzende Dämmerung des Jahres genießen, um es dann zur eigentlichen Sylvesterfeier richtig krachen zu lassen. Ein großes Dankeschön an Joachim Bülow, der die Sylvesterfeiern über Jahrzehnte organisierte.

Unser Club hat jetzt ca. 500 Mitglieder. Welch eine Erfolgsgeschichte in den 25 Jahren des Bestehens!

Ich wünsche den im vergangenen Jahr neu gewählten Vorstand weitere Erfolge bei der Gestaltung des Clublebens und in der gemeinsamen Arbeit mit den Mitgliedern viele schöne, unfallfreie Bergtouren!

 

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